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Wie neue regulatorische Vorgaben die Bankenwelt verändern

Die Transaktionsbank InCore stellt mit ihrer Customer Community den grössten Private Banking Hub dar auf Basis der Finnova Banking Software. Barbara Schreier, Head of Compliance & Risk Control bei InCore, beleuchtet in einem Interview, das sie kürzlich Finnova gegeben hat, welche Herausforderungen anstehen und wie neue regulatorische Vorgaben die Bankenwelt verändern werden.

Welches sind bei InCore die aktuellen Themen im Bereich Compliance & Risk Control mit der höchsten Priorität?

Der Umgang mit Cyberrisiken ist nach wie vor ein prominentes Thema bei uns. Es geht darum, Überlegungen anzustellen, wie wir unsere Ressourcen einsetzen, um diesen Risiken möglichst gut zu begegnen.

Eine weitere Herausforderung besteht darin, FinTech-Unternehmen zu evaluieren, die mit kreativen Tools bei der Umsetzung von regulatorisch getriebenen Prozessen unterstützen und damit Erleichterungen und Effizienz in die Beratung bringen.

Die Umsetzung von FIDLEG und MiFID II bringt grössere Umwälzungen in den Bereichen Pre-execution, Execution und Post-trade mit sich. Dies ergibt Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen.

Inwieweit werden neue Gesetze oder regulatorische Vorgaben die Geschäftsmodelle der Banken in der nahen Zukunft verändern (z.B. durch die EU DSGVO, PSD2 oder andere)?

Mein Eindruck ist, dass wir uns mitten im Strukturwandel befinden, weil die neuen Gesetze auf neue Technologien treffen. Als Banker(in) weiss man um die fundamentalen Veränderungen von neuen Technologien. Es ist aber schwierig, die konkreten Auswirkungen für die Bank selbst zu erkennen.

Beispiel Zahlungsverkehr: Durch das Aufkommen von Bezahl-Apps wie Twint, Apple Pay oder Samsung Pay sind Banken mit einer neuen Realität konfrontiert. Ist das eine Gefahr, weil die Dienstleistung «Ausführung von Zahlungen» für eine Bank weniger lukrativ wird? Oder ist es eine Chance, weil die Bank die Kundenschnittstelle resp. wertvolle Kundeninformationen besitzt, die als Anknüpfungspunkt für eine Vielzahl lukrativer Geschäfte dienen? Und welches sind die Implikationen für das Einlagengeschäft der Banken infolge einer allfälligen Aufgabe des Zahlungsverkehrs, und was geschieht mit den Erträgen aus Fremdwährungstransaktionen?

Wie schätzen Sie, aus Sicht Compliance, die Entwicklungen im Bereich Blockchain ein? Wo sehen Sie hier für die Bankenwelt Gefahren und Potenziale durch mehr Regulationen, und warum?

Blockchain basiert auf einem genialen Konzept. Anstelle eines Intermediärs (Bank, Clearingstelle) werden Zahlungen direkt zwischen Käufer und Verkäufer über das Internet abgewickelt.

Der Vorteil dieser Verarbeitungsweise liegt darin, dass Angriffe von Cyberkriminellen die Funktion des Systems dank dezentraler Speicherung von identischen Daten kaum beeinträchtigen.

Der Nachteil ist die offene Netzwerkarchitektur, die es beinahe unmöglich macht, den Zugang zum System ausreichend zu kontrollieren – was aus Sicht von Compliance ein Unding ist resp. eine grosse Herausforderung bedeutet.

Sehen Sie Potenzial für die Reduktion der regulatorischen Lasten im Sinne von «Net Regulatory Burden» und Kompensation der Compliance-Ausgaben der Banken durch positive direkte oder indirekte Auswirkungen? Wenn ja, in welchen Bereichen, und warum?

Ich sehe in neuen regulatorischen Vorgaben auch Chancen zur Minderung der Risikosituation der Bank. Neue Regeln können helfen, neue Risiken zu erkennen. Ich gebe zu, dass es Gesetze oder Rundschreiben gibt, die über das Ziel hinausschiessen. Im Grossen und Ganzen betrachte ich jede regulatorische Neuerung als einen Wink, für die Bank etwas Gutes zu erreichen oder vorhandene Prozesse zu optimieren.

Um neue Regeln bestmöglich umzusetzen und dabei Kosten und Zeit zu sparen, führen wir bei InCore eine Compliance Community mit unseren Kundenbanken. In dieser Community diskutieren wir über praktische Lösungsansätze resp. lassen diese erarbeiten, sodass alle von einem Cost Sharing profitieren und trotzdem ein hohes Mass an Einflussnahme erhalten bleibt.

Um eine Standardisierung und Industrialisierung bei der Compliance-Funktion werden wir nicht herumkommen – und das ist auch gut so, denn dies erfolgt zugunsten der Qualität und die Kosten können langfristig stabil gehalten werden.

 

Das vollständige Interview mit Barbara Schreier sowie zwei Vertretern des Beratungsunternehmens PwC lesen Sie hier (Quelle: Finnova AG Bankware).

Barbara Schreier, Head of Compliance & Risk Control bei InCore
InCore Bank AG
AutorInCore Bank AG